#3: Gerd Schreiber – Die häufigsten Fehler bei schwierigen Hundebegegnungen

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In dieser Folge räumen wir gemeinsam mit Gerd Schreiber auf mit den häufigsten Mythen und Fehlern zum Thema Hundebegegnungen. Hast du dich schon häufiger gefragt, ob du lieber schnell oder langsam an anderen Hunden vorbeigehen solltest? Lieber umdrehen oder stehen bleiben? Lieber mehr Hundekontakt oder weniger?

Gerd gibt dir wissenschaftlich fundierte Antworten und alltagstaugliche Tipps. Gerd Schreiber ist Dozent und Referent für alles rund um den Hund im deutschsprachigen Raum.

Weiterführende Links zur Episode:

 

Was in schwierigen Hundebegegnungen immer schief geht

Du kennst das: Du bist mit deinem Hund unterwegs. Du musst gleich zur Arbeit. Plötzlich taucht ein anderer Hund auf. Und er kommt frontal auf euch zu. Dein Hund ist aufgeregt und ist nicht ansprechbar. Du weißt, dass dein Hund jeden Moment in die Leine springt und bellt. Du versuchst schnell weiterzugehen, denn ein Umweg ist nicht drin. Du nimmst die Leine kürzer, die Kontrolle zu behalten. Zügig ziehst du deinen Hund am anderen Hund vorbei. Doch dein Hund zieht an der Leine und bellt los. Du ziehst deinen Hund weiter, um möglichst schnell am anderen Hund vorbeizukommen. Als ihr auf gleicher Höhe seid, treffen die zwei Hunde aufeinander. Ein wildes Herumgewusel und die Leinen verheddern sich, sodass die zwei Hunde keinen Abstand mehr voneinander nehmen können. Es kommt zur Keilerei. Die Anspannung bei allen ist groß und du bist entsetzlich frustriert, warum dein Hund immer noch nicht solche Situationen entspannt meistern kann.

Lesetipp: 3 Dinge, die Hundebegegnungen unnötig schwer machen

Der Traum von entspannten Spaziergängen

Wir alle haben uns entspannte Gassirunden und Hundebegegnungen ausgemalt, bevor wir unseren Hund bei uns aufgenommen haben. Doch die Realität holt dich schnell ein. Du leidest unter diesen Begegnungen.

Den meisten Hunden fehlt es an Zeit

Denn Hunde leben nicht so lange wie wir Menschen und haben nicht so viel Zeit wie wir, um alles Wichtige für das Leben und den Alltag zu lernen. Wenn wir uns kurz vor Augen halten, was ein zweijähriger Hund im Vergleich zu einem zweijährigen Kind schon alles können muss, wird uns klar, dass der Hund die Welt noch gar nicht umfassend verstehen kann. Und das unterscheidet den Junghund vom Senior, der viel gelassener durchs Leben geht – einfach, weil er deutlich mehr Lebenserfahrung gesammelt hat.

Lebenserfahrung

Ein Junghund kann noch nicht zuverlässig bewerten, ob der andere Hund gefährlich ist. Ist der andere Hund freundlich gesonnen? Will er Kontakt haben oder nicht? Die Erfahrung, sich auf den anderen Hund einzustellen, fehlt dem Junghund. Er braucht Sicherheit und Erfahrung, um solche Situationen einschätzen zu können. Und das braucht Zeit! Diese Zeit bekommt dein Hund im Alltag in der Regel nicht. Du gehst mit deinem Hund zügig auf den anderen Hund zu, um schnell an ihm vorbeizukommen. Unsere Hunde haben dabei keine Zeit, sich zu orientieren. Sie brauchen mehr Zeit, um die Situation positiv bewerten zu können.

Was du tun kannst in schwierigen Hundebegegnungen

Es passieren Dinge in unserem Alltag, die wir nicht erwarten. Das ist normal. Du kannst nicht alles bis ins Detail planen. Und selbst wenn du alles perfekt geplant hast, wirst du immer wieder überrascht und musst mit der Situation umgehen können.

Wenn dir ein anderer Hund entgegenkommt, hast du drei Möglichkeiten:

  • Beide Hund-Mensch-Teams gehen aneinander vorbei.
  • Das andere Team bleibt stehen und du gehst mit deinem Hund vorbei.
  • Du bleibst stehen und das andere Hund-Mensch-Team geht an euch vorbei.

Lesetipp: Darf mein Hund mal Hallo sagen?

Bleib auf Erfolgskurs!

Jedes Mal, wenn dein Hund unerwünschtes Verhalten in Hundebegegnungen zeigt, praktiziert und übt er das blöde Verhalten. Das Problem wird damit in Zukunft nicht besser werden. Du kannst die Begegnung so gestalten, dass du gemeinsam mit deinem Hund Erfolg hast. Wenn du weißt, dass dein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, kannst du mit ihm zur Seite gehen. Versuche, die Situation irgendwie zu retten. Auch wenn es nach Flucht aussieht. Managementmaßnahmen wie Ausweichen verhindern, dass unerwünschtes Verhalten praktiziert werden kann. Das erhöht deine Erfolgsaussichten, denn du vermeidest damit unerwünschte Situationen, die euch im Training zurückwerfen würden. Trainiere nur an Hundebegegnungen, die dein Hund meistern kann. Den Schwierigkeitsgrad solltest du langsam steigern. Mit der Zeit wird dein Hund viele Situationen schon sehr gut meistern, sodass du ihn auch durch schwierigere Begegnungen führen kannst.

Ist eine Situation noch zu schwer für deinen Hund, dann manage sie!

Wenn dein Hund auf 30 Metern Entfernung schon sehr aufgeregt ist und Anzeichen für Stress zeigt, ist diese Situation noch zu schwer für ihn. Du solltest dann nicht an dem anderen Hund vorbei gehen. Je geringer die Distanz ist, desto stressiger ist es für deinen Hund. Dein Hund ist nicht mehr ansprechbar und kann nicht mehr mit dir kooperieren. In dem Moment wäre weiter auf den anderen Hund zu gehen sinnlos. Es geht schief. In diesem Fall solltest du dir eine Ausweichmöglichkeit suchen. Das können eine Gasse, eine Einfahrt, eine Mülltonne oder ein Auto als Sichtschutz sein. Dort wartest du mit deinem Hund so lange, bis der andere Hund vorbei gegangen ist. Am besten beschäftigst du deinen Hund mit einem kleinen Suchspiel oder fragst ein paar Tricks ab.

Arbeite mit deinem Hund statt gegen ihn!

Du hast Verantwortung gegenüber deinem Hund.

Dein Hund hat sich nicht ausgesucht,

  • dass er ein Hund ist, dass er in diesem Umfeld (z. B. ein ausländisches Tierheim) geboren wurde,
  • dass er zu dieser Rasse gehört oder
  • dass er bei dir gelandet ist.

Es liegt in deiner Hand, den Alltag deines Hundes besser zu gestalten, das Leben des Hundes so angenehm wie möglich zu machen und sein Wohlbefinden zu steigern. Es wäre unfair, wenn wir ein Lebewesen bei uns aufnehmen, das im Prinzip keine Wahl hat. Und es dann in Situationen bringen, die es noch nicht bestehen kann, weil ihm die Kenntnisse und Fähigkeiten dazu fehlen.

Werde mit deinem Hund zum Team!

Du bist die Bezugsperson deines Hundes. Du bist die wichtigste Konstante in seinem Leben. Erarbeite mit ihm Wege, in deiner Welt zurechtzukommen. Werde ein Team mit deinem Hund. Du stehst für deinen Teampartner ein, anstatt gegen ihn zu spielen. Mach es wie beim Fußball. Wenn du gegen deine Teampartner*innen spielst, schwächst du das ganze Team und ihr landet im Aus.

Lesetipp: So kannst du die Beziehung zwischen Hund und Mensch stärken

Werdet gemeinsam erfolgreich!

Um Erfolg haben zu können, versuche die Schwächen deines Teampartners auszugleichen. Handel vorausschauend und vereine eure Stärken. Durch ein bewusstes Management kannst du deinen Hund bei seinen Schwächen unterstützen und ihr bleibt auf Erfolgskurs. Trete mit deinem Hund gemeinsam gegen die Welt an und ihr könnt immer häufiger schwierige Situationen meistern.

Es gibt keine schwierigen Hunde, es gibt nur schwierige Situationen.

Dein Hund flippt in schwierigen Situationen aus, weil er noch keine andere Strategie gelernt hat oder die Situation einfach noch zu schwer ist. Er macht das nicht absichtlich, um dich zu ärgern. Du hast deinen Hund in diese Situation gebracht und dein Hund hat eine Strategie gewählt, um mit ihr klar zu kommen. Es liegt an euch als Team, eine bessere Strategie zu entwickeln und daran zu trainieren.

„Stärken stärken, um Schwächen zu schwächen.“ (Esther Hufschmid)

Lege den Fokus auf eure Stärken, denn diese sind die Grundlage für das Training mit positiver Verstärkung. Erkenne die Stärken deines Hundes, um sie verstärken zu können.

Wenn du dich auf die Fehler konzentrierst und gegen deinen Hund arbeitest, kommst du nicht voran, sondern bleibst da stehen, wo du bist oder machst sogar Rückschritte.

Je mehr wir die Stärken stärken, desto weniger Zeit hat der Hund, seine Schwächen zu zeigen und desto mehr werden wir schöne Momente erleben.

Konzentriere dich auf eure Stärken!

Gerd Schreiber bringt es auf den Punkt: „Wir bauen kein Haus bei Erdbeben“. Alle Trainingstechniken und Werkzeuge mit positiver Verstärkung werden in einer ruhigen Umgebung aufgebaut und anschließend generalisieren wir sie.

Wenn du mit deinem Hund vor schwierigen Situationen stehst, empfiehlt Gerd Schreiber auf folgende Dinge zu achten:

Hol dir die Aufmerksamkeit deines Hundes

Hol dir die Aufmerksamkeit deines Hundes, zum Beispiel mit dem Namen deines Hundes oder mit einem Umorientierungssignal. Dieses Signal trainierst du vorher mit deinem Hund in einer ruhigen Umgebung und steigerst dann über einen gewissen Zeitraum langsam den Ablenkungsgrad. Beim Umorientierungssignal orientiert sich dein Hund zu dir – wie das Wort schon sagt. Du bekommst damit die Aufmerksamkeit deines Hundes zurück und je besser ihr es trainiert habt, desto fester sitzt es auch in starken Ablenkungen.

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Kündige deinem Hund die Begegnung an!

Kündige deinem Hund an, bevor du die Leine kürzer nimmst. Du kannst dir dafür ein eigenes Signal überlegen oder ein bereits vorhandenes Signal nehmen. Dafür eignen sich alle Signale, die dein Hund gut kann. Verwende zum Beispiel das Umorientierungssignal, um seine volle Aufmerksamkeit zu bekommen oder einen Handtouch, um ihn vielleicht auf die andere Seite zu lenken. Wenn du ein Signal gibst, bevor die Leine kürzer wird, bereitest du deinen Hund darauf vor, dass eine schwierige Situation kommt, die ihr gemeinsam meistern werdet. Was passiert, wenn du ohne Ankündigung die Leine kürzt? Dein Hund verknüpft das Leine kürzen mit dem anderen Hund. Der andere Hund wird dadurch zum Auslöser und dein Hund weiß, jetzt wird es gleich blöd und hektisch. Die nächste Hundebegegnung wird dann dank der ungünstigen Verknüpfung für euch viel stressiger.

Dein Hund sieht den anderen Hund.

Sobald dein Hund den anderen Hund sieht, beginnt die Hundebegegnung. Starte diesen Moment sofort mit einer positiven Verknüpfung, damit ihr auf der Erfolgsspur bleibt. Kannst du die Situation noch nicht wahrnehmen oder einschätzen? Übe dich darin bei jeder Begegnung. Greife anschließend auf die Fähigkeiten zurück, die du und dein Hund in ruhigen Momenten aufgebaut habt.

Folgende Möglichkeiten könnt ihr umsetzen:

  • Du pendelst mit deinem Hund. Du gehst mit ihm Schlangenlinien, auch wenn es nur einen Meter in die eine und einen Meter in die andere Richtung ist. Damit vermeidest du eine direkte Konfrontation zum anderen Hund. Das Pendeln ist auch für den entgegenkommenden Hund angenehmer.
  • Du lenkst deinen Hund auf deine andere Seite, damit du zwischen ihm und dem anderen Hund bist. Du schaffst damit eine größere Distanz zwischen den beiden Hunden und verringerst damit die Anspannung.
  • Wenn ein Seitenwechsel nicht ausreicht, um genügend Distanz zwischen den beiden Hunden aufzubauen, dann gehst du mit deinem Hund auf die andere Straßenseite und fragst einen Trick oder ähnliches bei deinem Hund ab.

Wie kannst du deinen Alltag so gestalten, dass ihr Fortschritte machst?

Du wohnst mit deinem Hund in einer Gegend, in der immer etwas los ist und ihr ständig anderen Hunden begegnet? Jede Begegnung ist eine Tortur und dir graut es inzwischen schon vor der nächsten Gassirunde?

Suche die ruhige Spazierrouten und hab Spaß mit deinem Hund

Bei sowieso schon gestressten Hunden macht es keinen Sinn, immer wieder in schwierige ungeplante Situationen zu gehen. Du stresst damit nur dich und deinen Hund. Ihr habt keine Möglichkeit, euch zu erholen. Dabei solltet ihr Kraft schöpfen und eure gemeinsame Zeit genießen. Finde eine Route, auf der ihr entspannt spazieren könnt und ihr genügend Möglichkeiten habt, um Spaß zu haben. Ihr macht schöne Dinge zusammen, zum Beispiel eine Leckerlisuche oder ihr spielt. Sammle schöne Erlebnisse mit deinem Hund.

Müssen es immer Gassirunden sein?

Wir Menschen gehen gern Runden, wenn wir spazieren gehen. Doch das ist nicht nötig. Suche dir einen schönen Platz, zum Beispiel in einem Wald, an einem See oder in einem Park und mach dort viele schöne Dinge mit deinem Hund. Auch das steigert das Wohlbefinden deines Hundes. Dein Hund braucht nicht unbedingt eine große Runde. Oft ist es für deinen Hund entspannter, denselben Weg zurückzulaufen, den du gekommen bist.

Nutze Hundebegegnungen gezielt, um zu trainieren

Wenn du nicht auf Dauer einsame Wege suchen möchtest und an den schwierigen Hundebegegnungen arbeiten willst, solltest du gezielt daran trainieren. Genau dort, wo du die Situation besser kontrollieren kannst und Platz zum Ausweichen hast. Es gibt viele gute Hundeschulen, die solche Begegnungstrainings anbieten. Hier findest du mehr zum Training bei Dog It Right!

Die umstrittene Hundewiese

Warst du mit deinem Hund schon einmal auf einer Hundewiese oder einem Hundeplatz? Oft ist der Bereich eingezäunt, sodass die Hunde frei laufen und miteinander toben, während sich die Menschen miteinander unterhalten können. Manchmal entsteht eine Meinungsverschiedenheit zwischen ein paar Hunden, die aber scheinbar schnell wieder geklärt ist, weil die Hunde das unter sich klären.

Die Hunde klären das unter sich?

Denkst du auch, dass es gut ist, wenn dein Hund eine Ansage von einem anderen Hund bekommt? Vielleicht denkst du, dass dein Hund von dem anderen Hund gezeigt bekommt, was dein Hund besser lassen soll. Tatsächlich ist das ziemlich gefährlich, weil es nicht mehr in deinem Einflussbereich liegt, was dein Hund dabei lernt. Du gibst dabei die Kontrolle ab. Du verlässt dich darauf, dass das ein fremder Hund für dich übernimmt. Dein Hund hat in dieser Situation ein sehr hohes Erregungsniveau, deshalb kann er nicht auf das Verhalten zurückgreifen, was du mit ihm trainiert hast. In solchen hektischen Situationen werden angeborene Verhaltensmuster wie Angst-, Beutefang- oder Aggressionsverhalten im Hundekontakt gezeigt. Verhaltensmuster, die durch hohe Erregung ausgelöst werden, verlaufen meist unwillkürlich und werden durch Auslöser aus der Umwelt aktiviert. Dein Hund denkt nicht viel nach, er handelt nur noch.

Du als Mensch kennst das auch …

Ein Beispiel aus der Menschenwelt verdeutlicht das: Du weist eine Person auf einen Fehler hin. Diese nimmt sofort aufgeregt eine Abwehrhaltung ein und weist jede Schuld von sich und dann lässt sie es an dir aus. Auch wir Menschen können in aufregenden Momenten unser Verhalten nicht umfassend reflektieren. Wieso erwarten wir das also von unseren Hunden? Bei unseren Hunden ist das Verstehen von kommunikativen Signalen nicht angeboren und somit müssen sie es kleinschrittig lernen. Wir sind die Lehrer*innen unserer Hunde. Wir sind alle Hundetrainer*innen. Du stärkst deinen Hund für den Alltag. Du kennst die Körpersprache deines Hundes und kannst deeskalierendes Verhalten erkennen und fördern.

Nutze die Hundewiese gezielt für dein Training!

Eine Hundewiese sollte nicht von vornherein verteufelt werden. Aber du solltest auch nicht von Beginn an deine Verantwortung und die Kontrolle an der Rasenkante abgeben. Nutze die Hundewiese als Möglichkeit, um gezielt am Sozialverhalten deines Hundes zu arbeiten. Suche dir am Rand einen einzelnen Hund und vermeide größere Gruppen, in denen erfahrungsgemäß häufig Mobbing zwischen Hunden auftritt. Achte auf die Körpersprache deines Hundes, während er in Interaktion mit dem anderen Hund tritt und bestätige sein tolles Verhalten mit deinem Markersignal. Du gibst deinem Hund damit das Feedback, dass er das toll macht. So zeigst du deinem Hund, wie er solche Situationen besser bewältigen kann.

Lesetipp: Warum es bei Hundebegegnungen an der Leine schneller knallt – und was du dagegen tun kannst

Die Stadtübung

Vielleicht bist du mit deinem Hund bisher in die Stadt gegangen, damit dein Hund mit dem ganzen Gewusel und den lauten Geräuschen umzugehen lernt. Du als Bezugsperson entscheidest. Gehe nur in solche Situationen, wenn du weißt, worauf du achten solltest und was du genau machen willst. Wenn du keinen Plan hast – wie willst du deinem Hund zeigen, wie er sich verhalten soll? Wir Menschen brauchen Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse, um unsere Hunde in dieser Situation sicher durchzuführen und diese müssen wir erstmal erwerben.

Was wir brauchen, um entspannte Hundebegegnungen erfolgreich zu meistern

  • Ein niedriges Erregungsniveau bei deinem Hund.
  • Deine Bereitschaft, mit deinem Hund zu kooperieren.
  • Deine Bereitschaft, deinen Hund zu unterstützen.

Dein Hund ist in seinen Emotionen gefangen. Eine negative Reaktion eines anderen Hundes wird emotional so abgespeichert, dass dein Hund den anderen Hund blöd findet. Doch es geht auch andersherum: Wenn deinem Hund während einer Begegnung positive Dinge passieren, geht dein Hund viel positiver in die nächste Situation hinein.

Wenn es doch mal knallt, versuche die Kurve zu kriegen

Versuche die Situation bestmöglich zu retten.

Für den absoluten Worst Case hat Gerd Schreiber Tipps für dich:

  • Schaue, dass sich die Hunde nicht in den Leinen verheddern.
  • Ziehe deinen Hund an der Leine aus der Situation raus.
  • Benutze dein Umorientierungssignal, um die Aufmerksamkeit deines Hundes zu bekommen.
  • Benutze dein Entspannungssignal, sodass dein Hund wieder rationaler bzw. bewusster agieren kann.
  • Gib dein Markersignal, um die Emotion deines Hundes zu verbessern.
  • Bitte greife nicht zwischen die Hunde, es besteht eine zu große Verletzungsgefahr für dich.

Das Markersignal in aufregenden Situationen

Du kannst durch das Markersignal mit deinem Hund kommunizieren „Hey, was du gerade gemacht hast, das ist toll“. Das funktioniert nur, wenn dein Hund mit dir kooperieren kann. Wenn dein Hund weiß, was er tut. In diesen hitzigen Situationen an der Leine kann er das nicht. Dort geht es nur noch um angeborene Verhaltensmuster, wie zum Beispiel Kampf, Flucht oder Angriffe abwehren. Dein Hund denkt in dieser Situation nicht viel, er handelt einfach. Wenn du dann Signale reinwerfen kannst, die mit viel Freude oder Entspannung verknüpft sind, hast du eine Chance, dass sich dein Hund in diesen Situationen sicherer fühlt. Wenn er sich sicherer fühlt, kann er wieder abgestufter reagieren und haut nicht gleich voll drauf.

Lesetipp: Der Grund, warum du mit Markersignalen besser trainierst

Die Geschichte von Gerd aus dem Tierheim

Gerd Schreiber arbeitete zusammen mit seinen Kollegen in einem Tierheim. Die Hunde hatten ein extrem hohes Erregungsniveau, sobald Menschen ans Gehege oder an den Zwinger herangetreten sind. Zuerst haben Gerd Schreiber und sein Team in der Situation das Markersignal gegeben und die Hunde belohnt. Natürlich haben sie in diesem Moment unerwünschtes Verhalten mit dem Markersignal eingefangen. Doch die Hunde waren auf der emotionalen Ebene festgefahren, sodass sie in dieser Situation nicht rational denken und ihr Verhalten der Belohnung zuordnen konnten. Mit dem Markersignal haben Gerd Schreiber und sein Team vorerst nur gute Impulse gesetzt. Das Markersignal wirkte nicht verhaltensverstärkend, sondern es verbesserte lediglich das Wohlbefinden der Hunde. Schon nach kurzer Zeit warteten die Hunde auf das Markersignal. Das war der Moment, in dem Gerd Schreiber und sein Team dazu übergingen, nur noch auf erwünschtes Verhalten zu achten und dieses mit dem Markersignal einzufangen und zu belohnen. Die Hunde wurden mit der Zeit deutlich ruhiger und entspannter.

Eine weitere spannende Situation aus dem Tierheim zeigt, wie schnell mit dem Markersignal ein Konflikt gelöst werden kann: Zwei Hunde hatten sich im Freilauf gefetzt und sind aneinandergeraten. Gerd Schreiber und sein Team haben in der Keilerei das Markersignal genutzt und beide Hunde haben sie sofort angeguckt. So konnten sie sehr leicht, sehr fein, sehr schnell und sehr effektiv den Konflikt auflösen. Sie haben den beiden Hunden damit auch ein Sicherheitssignal gegeben. „Hey, du bist sicher, jetzt kommt was Schönes.“

Was du nach einer schwierigen Hundebegegnung machen kannst

Dieser Aspekt wird selten beachtet, dabei hast du hierbei die Chance, wieder einiges gut zu machen. Mit der Gegenkonditionierung kannst du etwas Schlechtes, das passiert ist, wieder gut machen, indem du danach etwas Tolles folgen lässt. Das heißt, wenn eine Hundebegegnung blöd verlaufen ist und die Hunde aneinandergeraten sind, hast du die Möglichkeit, etwas Tolles an Ort und Stelle folgen zu lassen. Am besten ist der andere Hund noch in Sichtweite, aber weit genug weg, damit keine neue blöde Situation entsteht.

Spiele, tobe, habe Spaß mit deinem Hund!

Mache ein paar richtig tolle Dinge mit deinem Hund, z. B. kuscheln, ein bisschen entspannen, ein paar Lieblingstricks abfragen, ein Suchspiel usw. Die Chancen stehen danach gut, dass im Hundegehirn die blöde Hundebegegnung durch das Tolle danach relativiert wird. Die zukünftigen Situationen in den nächsten Wochen und Monaten können dann weniger bedrohlich wahrgenommen werden, denn danach macht ihr immer schöne Dinge. Dein Hund verknüpft die blöde Situation mit dem Schönen und damit wird das emotionale Empfinden zu dieser blöden Situation aufgewertet.

Lauf nicht einfach weg!

Sicher fühlst du dich nach einer solchen blöden Situation total schlecht und du willst am liebsten schnell weg. Doch anstatt sofort wegzurennen und über die Situation ewig zu grübeln, solltest du lieber an Ort und Stelle bleiben und etwas Tolles mit deinem Hund machen. Nicht nur seine Stimmung wird dadurch verbessert, sondern auch deine. So gehst auch du entspannter aus dieser Situation und gelassener in die nächste.

Fazit

Um schwierige Hundebegegnungen erfolgreich meistern zu können, brauchst du eine gut geschulte Wahrnehmung für das Erregungsniveau deines Hundes. Versuche, das Erregungsniveau deines Hundes so gering wie möglich zu halten, damit dein Hund ansprechbar bleibt. Interagiere mit deinem Hund und weiche aus, wenn du merkst, dass diese Situation noch zu schwer für ihn ist. Wenn dein Hund unerwünschtes Verhalten zeigt, dann ärgere dich nicht über den Fehler. Damit kommst du nicht weiter.

„Fehler sind Informationen.“ Susan Friedman

Nutze den Fehler als Information, um zu reflektieren, was passiert ist. Ein Fehler bei deinem Hund ist der Unterschied zwischen dem Verhalten, welches dein Hund gerade zeigt, und deiner Erwartung. Aus diesem Blickwinkel ist der Fehler nicht schlimm. Du hättest auch etwas anderes erwarten können. Du kannst das Fehlverhalten deines Hundes lockerer sehen: Er hatte einfach eine andere Idee als du.

Bewerte Fehler nicht als schlimme Sache, sondern nutze sie als Information – als Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Das hilft dir, deinen Alltag besser zu gestalten und dich weiterentwickeln zu können. Wenn dir das gelingt, ist das ein großartiger Schritt in ein neues Leben mit deinem Hund.

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